Ab jetzt macht sich die Glinder Nachbarschaft stark gegen Gewalt!

Häusliche Gewalt findet meistens hinter verschlossenen Türen statt, unbemerkt bleibt sie aber selten. Wie kann das nächste Umfeld eingreifen statt wegschauen?

Häusliche Gewalt findet meist hinter verschlossenen Türen statt, unbemerkt bleibt sie aber selten. Wie kann das nächste Umfeld eingreifen statt wegschauen?

Wenn Frauen von Gewalt durch ihre (Ex-)Partner betroffen sind, kann ein starkes Umfeld enorm schützen: Die Nachbarin kann die Polizei rufen, wenn ein Stalker wieder vorm Haus steht. Der Erzieher kann sensibel ansprechen, wenn er Verletzungen bei einer Mutter beobachtet. Und das Stadtteilzentrum kann Betroffenen signalisieren, dass ihre Erfahrungen hier Gehör finden werden.

Nicht nur die Istanbul-Konvention unterstreicht die wichtige Rolle, die Nachbarschaft dabei spielt, „das Schweigen zu brechen, in das Gewalt häufig gehüllt wird“ (Anm. 145 zu Artikel 27). Dort anzusetzen, wo häusliche Gewalt passiert - am Wohnort und in der Nachbarschaft - das ist auch der Ansatzpunkt des Projekts StoP - Stadt(teile) ohne Partnergewalt. Der an der HAW Hamburg von Prof.in. Dr.in. Sabine Stövesand entwickelte Ansatz bringt Gemeinwesenarbeit und Gewaltprävention zusammen. Im Projekt StoP steht das Umfeld betroffener Frauen im Fokus. Denn eine informierte Nachbarschaft ist in der Lage, Gewalt zu erkennen und zu handeln. In acht Schritten werden Netzwerke aufgebaut, die Informationsarbeit und Aufklärung leisten und die Zivilcourage im Stadtteil stärken sollen.

Die Glinder Gleichstellungsbeauftragte Kerstin Schoneboom holte StoP 2019 nach Schleswig-Holstein. Es ist das erste Projekt innerhalb des StoP Netzwerks für eine komplette Kleinstadt. Dementsprechend groß ist das mittlerweile aufgebaute nachbarschaftliche Netzwerk. Es umfasst Institutionen wie Kitas, Frauenberatungsstellen, Polizei und Religionsgemeinschaften ebenso wie informelle Gruppen und Initiativen. Die Möglichkeiten, wie sich das Thema Partnergewalt in die Stadt tragen lässt, sind vielfältig. Zu den niedrigschwelligen Aktionen des Glinder Projekts zählen ein Selbstverteidigungskurs für junge Frauen, Projekttage an der Gemeinschaftsschule bis hin zu einer Nähgruppe. Eines der Herzstücke der StoP-Arbeit in Glinde ist der regelmäßig stattfindende Frauentisch. Er stößt in Kooperation mit anderen Stadtteilakteur*innen und Unterstützungseinrichtungen Öffentlichkeitsaktionen an.

Koordinatorin des Projektes Julia Eckert freut sich über das große Wohlwollen, mit dem das Projekt in der Stadt angenommen wurde: „Mit unserem Projekt werden die Menschen in Glinde für das Problem Partnergewalt sensibilisiert. Sie lernen Handlungsmöglichkeiten und sind ansprechbar für Betroffene. Mit Öffentlichkeitsarbeit machen wir deutlich: Partnergewalt geht uns alle an.“

Die alltäglichen Unterstützungsstrukturen gewaltbetroffener Frauen werden durch das Projekt gestärkt. So wenden sich vermehrt Angehörige oder Freund*innen von Betroffenen an die Koordinatorin, die unterstützen und bei Bedarf in die Frauenfacheinrichtungen weiterleiten kann.

Wir finden: Das Umfeld betroffener Frauen zum Ausgangspunkt zu machen, ist ein vielversprechender Ansatz!

Sie wollen das Projekt auch in ihren Stadtteil oder ihre Stadt holen? Weitere Informationen finden Sie unter http://stop-partnergewalt.org